Die Gruppe K6 ist ein loser freier Zusammenschluss von Fotobegeisterten. Mit Enthusiasmus und Freude
wählen wir demokratisch Fotoprojekte aus und setzen sie um, auch wenn es bis zur Realisierung ein langer
Weg ist. Dabei bringt sich jeder ein.
In einer Gruppe sind unterschiedliche Fähigkeiten und Möglichkeiten vorhanden. Wenn diese gegenseitig
anerkannt werden und wie in unserem Fall frei fließen können, jeder sich frei von Regeln und
Vorschriften entfalten kann, dann werden erstaunliche Dinge möglich, wie diese Ausstellung hier in
diesem sehr speziellen Pavillon der Architektin Zaha Hadid.
Der Ort der Ausstellung ist so speziell, dass man nicht einfach Bilder aufhängen kann. So mussten wir die
Bilder und den Raum verhochzeiten. Auf manches Lieblingsbild musste verzichtet werden, da es nicht
gepasst hätte. Weil aber seit der Themenwahl fast ein Jahr vergangen war, sind genügend Bilder
entstanden, aus denen wir wählen konnten.
Was Sie hier sehen, ist also das Ergebnis eines langen kreativen Prozesses. Nachdem wir das Thema
demokratisch ermittelt hatten, ging es ans Fotografieren. Fotografien werden ja nicht vom Fotoapparat
gemacht, trotz aller Kreativprogramme moderner Kameras, sondern vom Menschen. Der Fotoapparat
ist nur das Werkzeug.
Dabei sollte man sich bewusst sein, dass beim Erstellen eines Fotos die Realität stark beschnitten wird. So
fallen Geräusche und Gerüche weg, ebenso die Temperaturempfindung und die räumliche Tiefe. Nicht
zuletzt findet sich die eigene Gefühlslage nicht im Foto wieder. Zudem wird aus einem Ort, einer
Landschaft in der man mitten drin ist, nur ein kleiner Teil im Bild untergebracht. Zu bestimmen was
wegfallen kann und was auf das Bild kommen soll, kann keine objektive Handlung sein sondern ist rein
subjektiv. Und mit dieser Auswahl beginnt der kreative Prozess, der zu Recht Fotografie potenziell zur
Kunst macht.
Nehmen wir z.B. unser Plakatbild. Wir sehen hier Form und Farbe, die zu einem Bild komponiert wurden,
das so nur in einem Augenblick existierte. Dieses Bild wurde im Hafen von Puerto Mogan auf Gran
Canaria aufgenommen. In so einem Hafen schreien einen tausend Bildmotive an. Da hat es große und
kleine Schiffe, Fähren, Segeljachten und Fischerboote. Quai-Anlagen, Altstadthäuser, Hafenrestaurants
und die umliegenden Berge bilden den Rahmen für ein pittoreskes und lärmendes Treiben. All
dies ist auf unzählige Urlaubsfotos gebannt worden. Aber es gibt immer und überall mehr zu entdecken.
Dinge, die auch existieren und meist übersehen werden. Dies zu entdecken und daraus ein Bild zu
komponieren, ist eine künstlerische und kreative Leistung. Dieses Foto liest sozusagen zwischen den
Zeilen, zwischen den Zeilen des täglichen Trubels, des alltäglichen Geschehens, des normal Gesehenen.
Unser normaler geschäftiger Blick lässt uns so viel übersehen, was wirklich auch interessant und
sehenswert wäre. Karl Valentin sagte einmal: "Man sagt ja nix, man red' ja bloß". Übertragen möchte ich es
so ausdrücken: "Man schaut ja nur, man sieht ja nichts". Und das Sehen lehrt die Fotografie, wenn man sie
ernsthaft betreibt. Dies trifft auch für das Betrachten der Bilder in dieser Ausstellung zu.
Ansel Adams sagte: "Ein Foto wird meistens nur angeschaut - selten schaut man in es hinein".
Um Ihnen dies unvoreingenommen zu ermöglichen, haben wir bewusst auf Bildtitel verzichtet. Aber K6 ist
vollständig anwesend, und wir freuen uns, Ihre Fragen zu beantworten. Ein Liste, wer für welches Foto
verantwortlich zeigt, liegt aus.
Diese Ausstellung wurde nur möglich, weil wir sehr unterstützt wurden. Unser Dank geht an Herrn Joachim
Lederer, der uns diese wunderbaren Räume zur Verfügung stellt. Und ganz besonders bedanken wir uns
bei Herrn Gerhard Hanemann, der K6 seit der Gründung unterstützt und fördert.
Rolf Pessel im Nov. 2011
Hadid-Pavillon in Weil am Rhein, 11. Nov. 2011 bis 1. Jan. 2012